1. Senftenhütter Erzählcafe

„Zeitzeugen im Gespräch“

mit Siegfried Krause

Erzählcafe-Krause

Die allein gültige Dorfgeschichte gibt es nicht. Wahrnehmungen und Erinnerungen von Menschen sind nicht deckungsgleich. Ein Versuch, sich der Dorfgeschichte anzunähern, könnte darin bestehen, verschiedene Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen.

In diesem Sinne lud der Kultur- und Bildungsverein Senftenhütte am 3. Oktober ein Senftenhütter Urgestein ein, um in entspannter Erzählcafé-Atmosphäre Zeugnis seiner Erinnerungen abzulegen. Siegfried Krause, Jahrgang 1928 ist Spross einer Familie, die sich fast bis in die Anfangsjahre des ehemaligen Glasmacherdorfes Senftenhütte, in jedem Fall bis weit in das 18. Jahrhundert hinein zurückverfolgen lässt. In drei Themenblöcken berichtete er anekdotenreich und plattdeutsch durchsetzt vor ca. 25 gebannten Einheimischen aus seinem Leben bis zum Ende des 2. Weltkrieges.

Der Bericht begann mit der Schilderung einer prägnanten Kindheitserinnerung, wie er als ca. 9-jähriger Junge im Auftrag des Vaters „Bulljeld“ für das Decken durch den Kraus`schen Körbullen kassieren musste. Hier blieb ihm besonders Amanda Zorn, die Frau des ehemaligen Senftenthaler Försters in Erinnerung, wie sie sich schlau um die Zahlung der vereinbarten Deckungsprämie habe drücken wollen.

Im Gemeinderaum, der sich im alten Schulgebäude befindet, erklärte Herr Krause, wie der dortige Volksschulunterricht mit etwa 50 Schülerinnen und Schülern und einem Lehrer ablief und wie besonders begabte SchülerInnen ihm zu assistieren hatten. Illustrieren konnte er diese Geschichte durch ein originales Schulfoto von 1936.

Die Erzählung setzte sich fort mit Berichten aus dem reichen Vereinsleben und den lebendigen – heute unvorstellbar – drei Gastwirtschaften im kleinen Ort. Und schließlich konnte Herr Krause auch Einblick in die Veränderungen geben, die die Machtergreifung der Nazis mit sich brachte. Der Bericht endete mit den Schilderungen des Senftenhütter Flüchtlingstrecks zum Kriegsende, auf dem auch der Vater des Zeitzeugen sein Leben habe einbüßen müssen.

Der Kultur- und Bildungsverein durfte mit Einverständnis Herrn Krauses Ton- und Bildmitschnitte anfertigen und den wertvollen Bericht des 91jährigen damit auch für die Zukunft dokumentieren.

Wir haben die Hoffnung, weitere Zeitzeugen finden  zu können, die bereit sind, aus ihrem Leben zu berichten und interessierte Fragen zu beantworten. So kann aus einem Mosaik von Erinnerungen am ehesten eine Gültigkeit beanspruchen könnende Geschichte des Dorfes entstehen

Nico Conrad

Erzählcafe-Krause